Rollen statt Gleiten

Skirollern in der Region Seefeld Skirollern in der Region Seefeld

Wie Skirollern die Sehnsucht nach dem Winter stillen kann

Eigentlich hatte ich das Laufen mit Rollerski immer als Training für die Profis abgespeichert. Warum sollte ich als Hobby-Langläuferin schon auf diese komischen, kurzen Metallschienen mit Rollen steigen? Schließlich gab es ja Fahrrad, Wanderschuhe und co, um sich im Sommer fit für den Winter zu halten. Doch irgendwie scheinen die Winter kürzer zu werden und die Lust am Langlaufen nicht mehr genug zu stillen… So wurde der stete Anblick der Skirollerstrecke meines Heimatorts Seefeld immer reizvoller.

Die Strecke ist so wie einige andere in Österreich öffentlich zugänglich; darf also von jeder:m, der ein Ticket löst, auf Skirollern oder Inlineskates genutzt werden. Das rund drei Meter schmale Teerband, das sich durch die grüne Wiese schlängelt, verläuft großteils so wie die blaue Nachtloipe A1, umfasst aber auch einen Teil der schwarzen WM-Loipe C1. Dieser steile C1-Anstieg macht deutlich, warum Skirollern den Profis vorbehalten zu sein scheint. Der flache Teil der A1 dagegen wirkt sympathisch, die weichen Wiesen drumherum beruhigend. Also traue ich mich und starte das Projekt Skirollern.

Skirollern in der Region Seefeld

Die erste Abfahrt

Ich nehme meine Kinder mit, auf Inlineskates. Und spätestens als ich sie damit losflitzen und an der ersten Abfahrt gekonnt mit ihren Gummipfropfen bremsen sehe, frage ich mich, warum ich nicht auch einfach diese Variante gewählt habe. Denn eine Bremse, die mir an meinen Skirollern fehlt, hätte ich gerade nur allzu gern. Doch ich habe meinen Stolz. Die Bremstechniken habe ich mir im Vorfeld von einem befreundeten Langlaufcoach erklären lassen und auf der zugegeben recht flachen Straße vor dem Haus geübt, außerdem weiß ich, dass ich die klassische und die freie Technik das Langlaufens ausreichend beherrsche – ähm, zumindest auf Schnee.

Das Anziehen der Skiroller im Stehen ist kein Problem, der erste Doppelstockschub klappt auch. Doch dann steh‘ ich vor der ersten Abfahrt, und aller Mut ist dahin. Ich hatte mich zwar extra aufgrund der deutlich langsameren Rollen für die Klassikvariante der Skiroller entschieden, aber langsam kommen sie mir gerade gar nicht vor; im Gegenteil. Mein Sohn, der auf seinen Inlinern Kreise um mich läuft, fragt lachend: „Hast du Schiss, Mama?“ „Ja“, gebe ich zu und pfeife auf meinen Stolz. Ich schnalle ab und gehe die erste Abfahrt zu Fuß.


Tipps von den Profis

„Viele Leute unterschätzen die Tatsache, dass Skiroller keine Bremse haben, und das falsche Equipment schnell zur Waffe werden kann“, sagt Martin Tauber, der als ehemaliger

Weltcupprofi nicht nur selbst tausende von Kilometern auf Skirollern zurückgelegt hat, sondern mit seiner Langlaufschule XC-Academy Seefeld auch Unterricht in der Sommervariante des Langlaufens gibt. „Die Kurse im Sommer werden zwar deutlich weniger gebucht als im Winter, aber ebenso von Leuten mit ganz unterschiedlichem Background.“ Die Kunden reichen von Wettkampfläufer:innen über sportlich ambitionierte Hobbyläufer:innen bis zu blutigen Anfänger:innen.

Eine Tatsache, die sich auch auf der Skiroller-Strecke spiegelt. Ich treffe Profis, Nachwuchsläufer:innen, ambitionierte Hobbyläufer:innen und selbst Pensionist:innen, die noch ein wenig wackeliger auf den Rollen steht als ich. Den meisten von uns würde Tauber wohl raten, einen Kurs zu machen. „Das Wichtigste ist, dass man die Bremstechniken und das Steuern beherrscht. Dann ist es eigentlich eine sichere Angelegenheit.“

Und das Equipment sollte stimmen. Immer wieder kämen Kund:innen mit Rennrollern oder günstigen Skirollern mit Hartplastikrollen aus dem Internet zu ihm in die Langlaufschule. Beide Varianten sind für unerfahrene Läufer:innen auf der kupierten Strecke in Seefeld viel zu schnell und können leicht zu unkontrollierbaren Waffen werden. „Ich empfehle wirklich jeder:m, sich im Fachhandel gut beraten zu lassen und lieber ein paar Euro mehr auszugeben.“

Taubers Tipps schließen sich auch Benedikt Ertl vom benachbartem Olympiastützpunkt in Garmisch-Partenkirchen (Bayern) und der deutsche Langläufer Max Olex an. Beide verbringen viel Zeit auf der Seefelder Skiroller-Strecke. Olex zum eigenen Training, Ertl mit dem bayerischen Nachwuchs. Und beide wissen die Rollerbahn auf Tirols Hochplateau sehr zu schätzen. „Aufgrund ihres Profils, das dem der Wettkampfstrecken im Winter sehr ähnelt, ist sie für Profis top. Gleichzeitig ist sie aber auch für Hobbyläufer:innen gut zu bewältigen“, sagt Olex. „Wenn man den C1-Anstieg und vor allem seine Abfahrt auslässt“, ergänze ich mit einem Grinsen.

Nachwuchstrainer Ertl ist froh mit der Seefelder Rollerbahn eine gesetzeskonforme Trainingstrecke für seine Athlet:innen zu haben. „Aufgrund der fehlenden Bremse ist Skirollern auf Geh- und Radwegen sowie auf Straßen in Deutschland und Österreich nämlich verboten.“ Es sei denn, man würde sich auf dem Gehsteig nur in Schrittgeschwindigkeit bewegen.

Skirollern in der Region Seefeld
Skirollern in der Region Seefeld
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Muskelkater aber auch Genuss

Doch dieses minimale Tempo übertreffe sogar ich schon auf meinen ersten Metern, nachdem ich die Skiroller am Ende der Abfahrt wieder angeschnallt habe. Ich fühle mich nach den Gesprächen mit den Experten ein bisschen ertappt, ohne Kurs auf die Strecke gegangen zu sein. Doch ich schaffe es letztendlich, einige Runden – ohne den C1 Anstieg! – zu drehen. Nach dem ersten Verweigern sogar inklusive der Abfahrten. Die klassische Technik hat für mich dabei gut funktioniert. Doch kann ich Taubers Einwand, dass die klassischen Skiroller für Einsteiger:innen nicht die richtige Wahl seien, am nächsten Tag nachvollziehen. Klassik-Roller sind ziemlich schwer zu steuern, mit ihnen zu laufen erfordert Konzentration, eine stabile Technik und einiges an Kraft und Ausdauer. Obwohl ich mich als technisch und konditionell halbwegs fit bezeichnen würde, habe ich den Muskelkalter meines Lebens. Meine Sprunggelenke, Oberschenkel, Hüfte und Gesäß haben wohl Schwerstarbeit geleistet, um gerade auf Spur zu bleiben und den Asphalt nicht bei einem unfreiwilligen Spagat zu küssen. Geschwindigkeit hin oder her, beim nächsten Mal werden es also die Skating-Roller werden mit stabilerem Schuh und einem Inliner ähnlichen Laufstil. Und eine offizielle Kursstunde werde ich mir auch gönnen, um das Thema Bremsen noch einmal zu vertiefen.

Doch zurück zum Abschluss meines Skirollerausflugs. Als ich am Ende zusammen mit meinem Sohn ins WM-Stadion hinaufschiebe, laufen die Skiroller rund, der Rhythmus stimmt, und ich fühle mich fast schon wie auf Ski; auch wenn das winterliche Glitzern eindeutig fehlt. „Ich mag das jetzt auch probieren“, tönt es da von meinem Neunjährigen. „Vielleicht nächstes Jahr“, gebe ich zurück. Denn beim Thema Kinder war vor allem Ertl sehr deutlich: „Unter zehn Jahren macht es gar keinen Sinn. Außerdem sollten die Kinder vorher unbedingt auf Inlineskates technisch sauber laufen können.“ Stelle man sie zu früh auf die schweren Skiroller, ginge der Spaß schnell verloren, und selbst bei Kindern, die schon länger unter professioneller Anleitung langlaufen, leide die Technik.

Bis zum Abklingen meines Muskelkaters bin ich wieder auf Laufschuhe und Bike umgestiegen. Trotzdem hat mich die Faszination für das „Langlaufen im Sommer“ nicht losgelassen. Meine erste offizielle Trainingsstunde ist daher gebucht. Und zuvor werd‘ ich der Strecke nochmal einen Besuch auf Inlineskates abstatten.

Skirollern in der Region Seefeld
Skirollern in der Region Achensee

Skirollern in der Region Seefeld

Skirollerstrecken in Österreich

Neben der Seefelder Skirollerbahn gibt es in Österreich noch sieben weitere ausgewiesene Skirollerstrecken. Sie sind alle öffentlich, also für jede:n zugänglich, einige erfordern aber ein relativ hohes Maß an technischem Können.

So sind die Strecken in Eisenerz (Steiermark), Lohnsburg (Innviertel) und Hochfilzen nur fortgeschrittenen Läufer:innen zu empfehlen. Villach (Kärnten), Ramsau am Dachstein (Steiermark) und Obertilliach (Osttirol) haben auch Streckenabschnitte, die für Anfänger:innen geeignet sind. Am Achensee (Tirol) werden vier Strecken angeboten, die parallel auf Skirollern, zu Fuß oder mit dem genützt werden dürfen. Die Strecke entlang des Sees wird dabei für Einsteiger:innen empfohlen, jene in den Karwendeltälern nur für erfahrenen Läufer:innen.

Generell gilt auf jeder Skirollerstrecke Helmpflicht, weitere Schutzausrüstung ist ausdrücklich empfohlen. Ferner sollte man das Laufen auf Inlineskates sicher beherrschen. Alle heimischen Strecken können auch mit diesen benutzt werden. Die Strecken sollten im Vorfeld besichtig und das Bremsen auf Skirollern mit einer:m Expert:in ausreichend geübt werden.

Die Nutzung zu Fuß, mit Kinderwägen, Laufrädern, Skateboards, Rollern oder Fahrrädern ist auf allen Strecken – mit Ausnahme jener am Achensee – aus Sicherheitsgründen ausdrücklich verboten. Da viele professionelle Athlet:innen auf den Rollerstrecken mit hoher Geschwindigkeit unterwegs sind, erhöht ein Fehlverhalten die Verletzungsgefahr für beide Parteien erheblich.


Geöffnet sind die Strecken von Frühjahr bis Herbst, solange kein Schnee liegt. Besondere Vorsicht gilt, wenn im Herbst die Blätter fallen und sich der Raureif länger hält. Beides steigert die Rutsch– und Sturzgefahr erheblich.

DIE EINZELNEN STRECKEN IM KURZPORTRAIT

SEEFELD (TIROL)

  • 3,8 Kilometer lange Skirollerstrecke, großteils auf den WM-Loipen von 2019 angelegt
  • die mittelschwere Basisrunde lässt sich durch eine anspruchsvolle Bergstrecke erweitern
  • mit Biathlonschießanlage
  • weitere Sport- und Trainingsinfrastruktur unmittelbarer Nähe
  • Nutzung nur mit Jahreskarte oder Tagesticket; erhältlich an den Parkautomaten der Seefeld Sports Arena oder beim Informations- und Mobilitätszentrum Seefeld
  • für Gruppen ist eine Voranmeldung verpflichtend
  • Öffnungszeiten: Frühjahr bis Herbst durchgehend, solange kein Schnee liegt
  • Startpunkt: Seefeld Sports Arena
    Mösererstraße 632a
    6100 Seefeld
  • Anmeldung und Infos: Seefeld Sports Arena
    Mösererstraße 632a
    6100 Seefeld
    Tel: +43 (0) 664 88439680
    arena@seefeld-sports.at
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Skirollern in der Region Achensee

ACHENSEE (TIROL)

  • 4 verschiedene Strecken am Achensee (Anfänger) und in den Karwendeltälern (Fortgeschrittene)
  • Nutzung erfolgt parallel mit Radfahrer:innen und Fußgänger:innen
  • kostenlos für jede:n nutzbar
  • Öffnungszeiten: Frühjahr bis Herbst durchgehend, solange kein Schnee liegt
  • Infos: Tourismusverband Achensee
    Achenseestraße 63
    6212 Maurach am Achensee
    Tel: +43 5 95300-0
    info@achensee.com
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HOCHFILZEN (TIROL)

  • 4,6 Kilometer lange, mittelschwere Skirollerstrecke, großteils auf den original Loipen angelegt
  • mit selektiven Anstiegen und Abfahrten; Abfahrten stets mit Auslauf bzw. Gegenanstieg
  • Nutzung für jede:n möglich, aber technisches Können erforderlich
  • die Streckengebühr ist im HSV Büro oder beim Streckenwart zu bezahlen
  • Öffnungszeiten: 08:30 bis 17 Uhr; Frühjahr bis Herbst, solange kein Schnee liegt
  • Startpunkt: Biathlon Hochfilzen / HSV Hochfilzen
    Schüttachstrasse 2
    A-6395 Hochfilzen
  • Infos: HSV Hochfilzen
    Tel.: +43 (0) 5359 20120
    office@biathlonhochfilzen.at
    www.biathlon-hochfilzen.at
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OBERTILLIACH (OSTTIROL)

  • 4,2 Kilometer lange Rollerbahn für jede:n großteils auf den original Langlaufstrecken
  • verschiedene Runden mit unterschiedlichem Schwierigkeitsgrad
  • mit Biathlonschießanlage
  • weitere Sport- und Trainingsinfrastruktur in unmittelbarer Nähe
  • Campingmöglichkeit vor Ort
  • zur Nutzung des Langlauf- und Biathlonzentrums Osttirol ist eine Anmeldung zwingend erforderlich
  • Anmeldung von 9-13 Uhr unter:
    Tel. +43 676 7707636
    info@biathlon-obertilliach.com
  • Startpunkt: Biathlon, Langlaufzentrum, Rollerbahn Obertilliach
    Rodarm 25
    9942 Obertilliach
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Skirollern in der Region Ramsau

RAMSAU AM DACHSTEIN (STEIERMARK)

  • Österreichs längste Skirollerstrecke mit insgesamt 5,6 Kilometern Länge
  • 6 verschiedene Runden mit unterschiedlichem Schwierigkeitsgrad
  • Nutzung auch für Nordic Blading und Inline Skates empfohlen
  • mit Biathlonschießanlage und Sprungschanzen mit Mattenbelegung
  • weitere Sport- und Trainingsinfrastruktur in unmittelbarer Nähe
  • Öffnungszeiten: Frühjahr bis Herbst durchgehend, solange kein Schnee liegt
  • Startpunkt: Ramsau, Vorberg
  • Infos: Sportbüro Ramsau am Dachstein
    Ramsau 337
    8972 Ramsau am Dachstein
    +43 3687 81101
    office@ramsausport.com
    www.ramsausport.com
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EISENERZ (STEIERMARK)

  • anspruchsvolle, 1,6 Kilometer lange Skirollerstrecke zwischen Jugendgästehaus und Skisprungschanzenanlage mit einigen Abfahrten
  • geeignet für erfahrene Skiroller-Nutzer:innen
  • mit Biathlonschießanlage
  • Nutzung kostenlos und auf eigene Gefahr
  • Öffnungszeiten: 9 bis 17 Uhr, Frühjahr bis Herbst, solange kein Schnee liegt
  • Startpunkt: Jufa Eisenerz
    Ramsau 1,
    8790 Eisenerz (1.010 m)
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VILLACHER ALPENARENA (KÄRNTEN)

  • 3 Kilometer lange, beleuchtete und FIS homologierte Skirollerstrecke auf Spezialasphalt mit Anteilen von Gummigranulat
  • verschiedene Runden mit unterschiedlichem Schwierigkeitsgrad
  • Nutzung für Profis, Hobbysportler:innen sowie Kinder auf Rollerski oder Inline Skates erlaubt
  • Nutzung nur mit Jahres-, Saisons-, Wochen oder Tageskarte
  • weitere Sport- und Trainingsinfrastruktur in unmittelbarer Nähe
  • Öffnungszeiten: 08:30 bis 20 Uhr, Frühjahr bis Herbst, solange kein Schnee liegt
  • Startpunkt und Infos: Nordisches Schisportzentrum Süd
    Villacher Alpenstraße 2
    9500 Villach
    Tel: +43 4242 544 88 – 0
    office@villacheralpenarena.at
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SKIROLLERZENTRUM INNVIERTEL (OBERÖSTERREICH)

  • 4 verschieden Strecken zwischen 1,3 und 3,3 Kilometer Länge mit unterschiedlichem Schwierigkeitsgrad
  • 10 neue Biathlon-Schießstände und eine Handicap-Runde
  • 3 Skisprungschanzen in der Nachbargemeinde Höhenhart
  • Nutzung nur nach Voranmeldung; idealerweise gruppenweise, technisches Können erforderlich
  • Startpunkt: Langlauf und Biathlonzentrum Innviertel
    Stelzen 52
    4923 – Lohnsburg am Kobernaußerwald
  • Anmeldung und Infos: ASVÖ Ski-Club Höhnhart
    5251 Höhnhart
    Obmann MR Dr. Gerhard Beck
    Tel: +43 664 8328389
    gerhard.beck@revital-aspach.at
    Hans Gattermann
    Tel: +43 664 1204891
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